
Quer durch den Schwarzwald: Meine Erfahrung und Tipps für Fernwanderwege
Es war Ende März 2020. Eigentlich wollte ich nach Bonn, um alte Bekannte zu besuchen. Doch dann kam die Coronapandemie und ich musste meine Pläne aufgeben. Anderen Freunden ging es genauso und so strandeten wir alle plötzlich in Freiburg, in der Heimat. Als eine Freundin und mich das Fernweh dann wieder packte überlegten wir, was wir da denn machen könnten.
Wir wollten angesichts der Pandemie nicht das Land verlassen. Gleichzeitig wollten wir jedoch auch etwas Neues erleben und aus unserem Alltag rauskommen. Da kam uns der Gedanke einen gemeinsamen Freund in Konstanz zu besuchen. Da wir aber ein Abenteuer wollten, entschieden wir uns, nach Konstanz zu laufen. Wir begannen also, nach Wanderwegen zu suchen. Und, wie es der Zufall wollte, waren wir nicht die ersten mit der Idee von Freiburg aus zum Bodensee zu laufen.
Der Schwarzwaldverein pflegt etliche Fernwanderwege im Schwarzwald. Zu den Bekanntesten und schönsten gehören der Westweg, der Schluchtensteig und auch der Querweg. Der Querweg verbindet Freiburg und die Rheinebene mit Konstanz und dem Bodensee. Der Weg führt durch das Dreisamtal, über dem Höllental am Titisee vorbei, durch die Wutachschlucht, durch den Hegau und über den Bodanrück.
Dem Schwarzwaldverein zufolge benötigt man 7 bis 10 Tage für den 180 Kilometer langen Wanderweg. Meiner Erfahrung nach kann man sich aber auch gut mehr Zeit nehmen.
Einiges über die Strecke
Der Querweg ist einer der beliebtesten 🥾 Fernwanderwege des Schwarzwalds. Er ist sehr angenehm zu laufen, da er nicht so viele Höhenmeter hat. Vom Titisee bis zum Hegau ist man fast durchgehend auf dem gleichen Niveau. Man kommt auch täglich durch Ortschaften (Ausnahme Wutachschlucht), heißt man kann jeden Tag sein Wasser auffüllen, einkaufen gehen oder in einer Gaststätte einkehren.
Der offizielle Startpunkt des Querwegs ist das Schwabentor in Freiburg. Hier geht es erst einmal direkt recht steil hoch zum Kanonenplatz, dem wohl besten Aussichtspunkt der Stadt. Anschließend neigt sich die Steigung und man bekommt direkt ein Bild von der Natur des Schwarzwalds. Ein paar Kilometer später, kommt man dann in das obere Dreisamtal und Buchenbach. Hier ist ein guter Ort, um sich ein Nachtlager zu suchen. Entweder im Ort oder dem Querweg folgend nach dem Ort, am Pfaffendobel, wenn man Wildcampen möchte.
Der Pfaffendobel ist auch der erste wirklich lange und anstrengende Anstieg des Querwegs – 500 Höhenmeter auf 5 Kilometern. Oben angekommen kann man die Aussicht genießen, bevor es weiter Richtung Titisee geht. Leider ist die ganze Gegend um den Titisee sehr touristisch und deshalb nicht wirklich ein Naturerlebnis. Doch zum Glück kommt bald nach dem Titisee das erste 🥾 Highlight des Querwegs: die Wutachschlucht.
Die Wutachschlucht strotzt vor wildem Grün – hier vergisst man schnell, dass es nur ein paar hundert Meter zu den nächsten Dörfern ist
Die Wutachschlucht zieht sich für etwas über 30 Kilometer gen Osten. Sie ist der erste Wegabschnitt, an dem man endlich keine Autos mehr hört. In der Mitte gibt es mit der Schattenmühle auch eine perfekt gelegene Unterkunft mit warmer Küche. Angesichts der Enge der Schlucht und der steilen Zuflüsse sollte man hier seiner selbst willen nicht Wildcampen.
Die Wutachschlucht ist wahrlich verwunschen und man kann gar nicht anders als alle 10 Minuten stehen zu bleiben, um die Natur zu bewundern. Hier kann man sich wirklich gehen lassen und seine Ruhe finden. Will man nicht den ganzen Querweg laufen, sollte man auf keinen Fall die Wutachschlucht auslassen! Im Gegenteil: die Wutachschlucht ist meines Erachtens der perfekte Einstieg, wenn man nur eine Teilstrecke laufen möchte.
Zwischen Wutachschlucht und Hegau, befindet man sich für ein paar Kilometer im Niemandsland, mit kleinen, gefühlt-verlassenen Dörfern und einsamen Wäldern. Und während man die Wutachschlucht vermisst, bemerkt man gar nicht wie man dem Hegau immer näher kommt, bis er sich plötzlich, wie aus dem Nichts vor einem öffnet.
🥾 Der Hegau ist eine alte Vulkanlandschaft, die gleichzeitig an einen überdimensionierten Golfplatz erinnert – spitze Berge und sanfte, grüne Wiesen soweit das Auge reicht. Bei gutem Wetter hat man auch einen phänomenalen Alpenblick! Leider sind diese spitzen, alten Vulkane aber sehr steil und anstrengend. Doch ist es den Aufstieg jedes Mal Wert. Auf jedem Hegaugipfel warten ein herrlicher Ausblick und bezaubernde Burgruinen.
Meine Highlights im Hegau waren der Steinbruch auf dem Hohenstoffeln und auf dem Mägdeberg zu übernachten. Am Steinbruch führt der Querweg aber nur vorbei. Es lohnt sich also, darauf zu achten, den Steinbruch nicht aus Versehen links (in diesem Fall rechts) liegen zu lassen.
Der Hegau endet mit dem Abstieg nach Singen, dem definitiv langweiligsten Wegabschnitt, und führt dann auf den Bodanrück. Der Bodanrück ist eine Landzunge, die sich in den Bodensee streckt, und an dessen Ende Konstanz liegt. Die Landschaft hier ist wesentlich ruhiger als die wilde Wutachschlucht und der verwinkelte Hegau. Der Querweg läuft hier gemütlich aus und man kann sich schon mal an den Seeblick gewöhnen der einen in Konstanz erwartet.
Das Ende des Querwegs in Konstanz erreicht man, wenn man den Rhein überquert. Das offizielle Ende scheint ein bisschen wahllos gewählt. Läuft man jedoch ein paar hundert Meter weiter kommt man zum Konzilgebäude und dem Fährhafen. Und wenn man dann an der Uferpromenade steht und der Bodensee vor einem liegt, spürt man, dass man gerade eine ordentliche Reise beendet hat.
Hier noch ein kleiner Tipp: in der Räuberburg und am blauen Stein gibt es Geocaching Boxen. Wenn man sie findet, kann man lesen was andere Wanderer zu sagen haben und seine eigenen Weisheiten teilen.
Vorbereitungen für einen Fernwanderweg
Die Vorbereitungen, die man für den Querweg treffen muss, sind die gleichen wie für alle nichtalpinen Fernwanderwege. Da ich gerne draußen schlafe, durften Biwak und Schlafsack nicht fehlen. Da das Wetter im Schwarzwald jedoch recht feucht sein kann, ist ein Zelt ein Muss – wenn man draußen schlafen will. In den etwa 10 Tagen, die man auf dem Querweg unterwegs ist, wird es nämlich mindestens einmal regnen.
Genauso wichtig fürs draußen schlafen: eine Lichtquelle. Es gibt nämlich wenig das deprimierender ist, als um 8 Uhr ins Bett zu müssen, weil es dunkel geworden ist und man nichts mehr tun kann. Es lohnt sich also auf jeden Fall eine Lichtquelle mitzunehmen, um selbst entscheiden zu können wann man schlafen geht.
Es ist jedoch nicht notwendig draußen zu schlafen. Im Schwarzwald und im Hegau gibt es viele Unterkünfte. Deshalb noch ein paar allgemeine Tipps zum Fernwandern. Zunächst sei erwähnt, dass gute Schuhe sehr wichtig sind. Es gibt immer Stellen, die schlammig und rutschig sind. Mit einem schweren Rucksack kann man sich auch nicht so gut abfangen wie sonst. Ein Wanderstock kann da auch von Hilfe sein.
Darüber hinaus empfiehlt es sich, einen GPS-Tracker mit den Koordinaten des Wegs dabei zu haben. Auf der Webseite des Schwarzwaldvereins kann man die GPX-Daten des Querwegs runterladen. Als ich den Wanderweg gelaufen bin gab es jedoch an ein paar Stellen Änderungen der Wegführung, die nicht in den GPX-Daten enthalten waren. Der Querweg ist jedoch sehr gut beschildert. Trotzdem ist ein GPS-Tracker eine gute Hilfe. Man wird nämlich mindestens einmal vom Weg abkommen.
Ein absolutes Muss, für mich zumindest, sind kleine Snacks. Spätestens im Hegau wird man sich nämlich in der Situation finden, dass man eine Pause braucht, aber noch 1, 2 Kilometer zu einem Zwischenziel laufen will. So etwas wie Müsli- oder Proteinriegel, Energiebällchen oder (mein Geheimtipp) Halva lösen dieses Problem.
Wann ist die beste Zeit, um den Querweg zu laufen?
Meines Erachtens ist die beste Zeit, um den Querweg zu laufen 🥾 Anfang oder Mitte April. Dies hat zwei Gründe. Erstens ist es zu dieser Jahreszeit noch nicht zu heiß. 16 bis 18 Grad sind für mich die besten Wandertemperaturen. Warm genug, dass man nicht friert und kühl genug, dass man nicht zu sehr schwitzt. Zwischen Juni und August muss man im Schwarzwald mit 25 und mehr Grad rechnen. Das ist meines Erachtens zu viel, wenn man 15 Kilo Gepäck dabeihat.
Der zweite Grund, warum Anfang oder Mitte April die beste Zeit ist, um den Querweg zu wandern ist der Frühling. Zu dieser Zeit fangen nämlich die Obstbäume an zu blühen. Diesen begegnet man im Schwarzwald zwar nicht so häufig, dafür aber im Hegau überall. Während der Kirsch- oder Apfelblüte auf dem Gipfel eines Hegauvulkans zu stehen und die weiße Landschaft zu bestaunen ist wohl meine Lieblingserinnerung an den Querweg.
Überlegst du dir den Querweg oder einen anderen Fernwanderweg zu laufen, bist dir aber nicht sicher, ob du genug Ausdauervermögen hast? Dann lass mich dir folgendes sagen: Trau dich. Beim Wandern geht es auch darum sein eigenes Tempo zu finden. An unserem zweiten Tag sind wir 5 Kilometer gelaufen und an anderen Tagen noch weniger. Das waren mit die besten Tage. Das großartige am Fernwandern ist, dass man die Konsequenzen seines Handelns und Entscheidens allein trägt. Mit der Zeit läuft man sich ein und findet seinen eigenen Rhythmus.
Und wenn du nach ein paar Tagen bemerkst, dass du wirklich keine Lust hast den ganzen Weg zu laufen, auch kein Problem. Auf dem Querweg ist man nie mehr als 5 oder 10 Kilometer vom nächsten Bahnhof mit Direktverbindung nach Freiburg oder Konstanz entfernt.
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